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Pille danach: Für den Notfall im Einsatz

Die Pille danach, auch Postkoitalpille genannt, ist kein Mittel zur regelmäßigen Empfängnisverhütung, sondern eine Notfallverhütung. Sie dient lediglich dazu, eine Schwangerschaft zu vermeiden, nachdem eine Verhütungsmethode versagt oder ungeschützter Geschlechtsverkehr stattgefunden hat. Ein Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten ist nicht gegeben.

Die Pille danach ist nahezu europaweit rezeptfrei in der (Online) Apotheke erhältlich, somit bekommst Du sie sofort, ohne vorher zur Gynäkologin / zum Gynäkologen zu müssen. In Notfällen am Wochenende, an Feiertagen oder in der Nacht stehen außerdem der Apothekennotdienst, der ärztliche Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116117 oder die (Frauen)ärztliche Ambulanz des nächstgelegenen Krankenhauses zur Verfügung.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Pille danach kommt nur als Notfallverhütung zum Einsatz. 
  • Sie kann den Eisprung verzögern und so eine Schwangerschaft verhindern.
  • Die Pille danach ist rezeptfrei in jeder Apotheke erhältlich.

Pille danach: Wirkung

Es gibt die Pille danach mit dem selektiven Progesteronrezeptormodulator Ulipristalacetat oder dem Gestagen Levonorgestrel. Du darfst keinesfalls beide Pillen zusammen einnehmen. Je nach Präparat unterscheiden sich Dosierung, Wirkfenster und Einnahme. Am sichersten wirkt die Pille danach, wenn sie innerhalb von 12 Stunden nach dem ungeschützten Koitus eingenommen wird. Du kannst sie jederzeit während Deines Zyklus einnehmen.

Solltest Du Dich innerhalb von drei Stunden nach der Pilleneinnahme erbrechen, ist es notwendig nochmals eine Pille danach zu nehmen. Bei mehreren Verhütungspannen innerhalb von 24 Stunden brauchst Du die Pille danach nur ein Mal zu nehmen.

Beide Pillen hemmen die Eizellreifung und verzögern durch die Unterdrückung des luteinisierenden Hormons (LH) den Eisprung (Ovulation) um etwa fünf Tage. Auf diese Weise wird einer Befruchtung vorgebeugt. Wurde die Eizelle bereits befruchtet, ist das postkoitale Kontrazeptivum wirkungslos, schadet dem Embryo nach derzeitigem Kenntnisstand allerdings nicht.

Die Pille danach darf nicht mit der sogenannten „Abbruchpille“ verwechselt werden. Aufgrund der Ovulation-Verschiebung und des daraus resultierenden Risikos schwanger zu werden, solltest Du bis zur nächsten Monatsblutung zusätzlich hormonfrei verhüten.

OrganischMechanisch
DosierungEinmalige orale Dosis von 30 mgEinmalige orale Dosis von 1,5 mg
EmpfehlungNicht auf nüchternen Magen einnehmenNicht auf nüchternen Magen einnehmen
WirkfensterBis ein paar Stunden vor der OvulationBis 2-3 Tage vor der Ovulation
Einnahme-ZeitfensterBis maximal 120 Stunden (5 Tage) nach dem SexBis maximal 72 Stunden (3 Tage) nach dem Sex
Zusätzliche Barrieremethode bei hormoneller KontrazeptionFür 14 bis 16 TageFür 7 Tage

Verordnung bei bestimmten Personengruppen

Für gewisse Personen gilt eine gesonderte Verordnung und Empfehlung. Das betrifft sowohl minderjährige als auch stillende Frauen.

Bei Minderjährigen

Bei unter 18-Jährigen ist eine sorgfältige Aufklärung und Beratung vonnöten. Bist Du unter 14 Jahren alt, brauchst Du ein schriftliches Einverständnis Deiner Eltern, damit Du die Postkoitalpille nehmen kannst. Bis zu Deinem 16. Lebensjahr ist eine Verschreibung nur möglich, wenn mindestens ein Elternteil der Pilleneinnahme zustimmt.

Bei Stillenden

Stillende Frauen sollten das Präparat mit dem Wirkstoff Levonorgestrel erst nach dem Stillen einnehmen, da es in die Muttermilch übergeht. Dann sollte eine achtstündige Stillpause eingelegt werden.

Der Wirkstoff Ulipristalacetat hält sich länger in der Muttermilch, weshalb eine einwöchige Stillpause nötig ist. Damit Du nicht unfreiwillig abstillst, empfiehlt es sich, in dieser Zeit die Milch abzupumpen und danach wegzuschütten.

Pille danach: Kontraindikationen

Ebenso wie bei den hormonellen Kontrazeptiva gibt es bei der Postkoitalpille Gegenanzeigen, die Anwender:innen von einer Einnahme abraten bzw. einer fachlichen Beratung durch Deine Gynäkologin / Deinen Gynäkologen bedürfen.

Bei Erkrankungen und Medikamenteneinnahme

Solltest Du auf die Wirkstoffe sowie die enthaltenen Hilfsstoffe der Pille danach überempfindlich oder allergisch reagieren, ist von einer Einnahme abzuraten. Bestehen erste Anzeichen, die auf eine Schwangerschaft hindeuten, beispielsweise eine morgendliche Übelkeit oder eine verspätete Menstruationsblutung, solltest Du vorab zunächst einen Schwangerschaftstest machen oder Dich von Deiner Frauenärztin / Deinem Frauenarzt beraten lassen.

Weitere Kontraindikationen sowie eine Wirkminderung bestehen bei

  • schweren Leberfunktionsstörungen
  • erhöhtem Thromboserisiko (bei Levonorgestrel)
  • schwerem Asthma und der Einnahme von Glucocorticoiden (bei Ulipristalacetat)
  • einer Eileiterentzündung, Bauchhöhlen- oder Eileiterschwangerschaft in der Vergangenheit
  • Einnahme bestimmter 
    • Mittel gegen HIV-Infektionen
    • virenhemmender Mittel
    • Arzneimittel mit Johanniskraut
    • Antiepileptika
    • Antibiotika

Beim Sonderfall Adipositas

Bei Frauen mit Adipositas und BMI über 30 besteht das Risiko, dass die Wirkung der postkoitalen Verhütung herabgesetzt ist. Stattdessen empfiehlt sich nach einer Verhütungspanne ein Intrauterinpessar mit Kupfer. Die Spirale danach sollte innerhalb der nächsten 120 Stunden nach erfolgtem Sex in die Gebärmutter eingelegt werden. Die Kupfer-Ionen beugen einer Schwangerschaft vor, nachdem Spermien eine Eizelle bereits befruchtet haben, indem sie verhindern, dass sich die Eizelle in der Gebärmutter einnistet (Nidationshemmung).

Pille danach: Nebenwirkungen

Wie alle Kontrazeptiva, die Hormone enthalten, kann auch die Pille danach, ebenso wie die Antibabypille, unerwünschte Nebenwirkungen verursachen, die sich auf Deine Psyche, Menstruation und Deinen Körper im Allgemeinen auswirken. Diese sind je nach Wirkstoff unterschiedlich. 

UlipristalacetatLevonorgestrel
BauchschmerzenRegelschmerzen
Psychische StörungenVerstärkte Menstruationsblutungen
BrustspannenBrustspannen
KopfschmerzenKopfschmerzen
SchwindelSchwindel
ÜbelkeitÜbelkeit
MüdigkeitErbrechen
Muskelschmerzen

Pille danach: Kosten

Der Preis des Präparats ist je nach Anbieter und Wirkstoff unterschiedlich. Eine Pille danach mit Levonorgestrel kostet etwa 18 €, eine mit Ulipristalacetat circa 35 €. Bis zum 22. Lebensjahr übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten, vorausgesetzt Du hast Dir die Pille danach von Deiner Frauenärztin / Deinem Frauenarzt verschreiben lassen.

Ab Deinem 18. Lebensjahr ist allerdings eine Zuzahlung von 5 € fällig. Bist Du älter als 22 Jahre alt, hast Du den gesamten Preis des Präparats zu bezahlen. Privatversicherte können das Rezept im Nachgang einreichen und bekommen die Kosten dann erstattet.

Zusammenfassung

Die Pille danach ist kein Verhütungsmittel, sondern kommt lediglich als Notfallverhütung zum Einsatz. Sie verschiebt Deinen Eisprung um ein paar Tage, sodass einer Befruchtung vorgebeugt wird. Sie ist rezeptfrei in jeder Apotheke erhältlich und wird im besten Fall innerhalb von 12 Stunden nach einer Verhütungspanne oder ungeschütztem Geschlechtsverkehr eingenommen.

Häufige Fragen

Wie lange kann man die Pille danach noch nehmen?

Wann macht die Pille danach Sinn?

Wie zuverlässig ist die Pille danach?

Ist die Pille danach frei verkäuflich?

Wie lange muss ich die Pille nehmen, um nicht schwanger zu werden?

Quellenangaben

Links