Die richtige Einnahme und Dosierung der Pille (Antibabypille) – so funktioniert’s

Ein Mindestalter für die Verschreibung der Pille gibt es nicht. Die Erstverordnung hängt von der psychischen und biologischen Reife der Patientin ab. Unter 14 Jahren kann der Arzt / die Ärztin nach einer Beratung entscheiden, ob eine Verschreibung infrage kommt oder nicht.

Hast Du bislang noch kein hormonelles Verhütungsmittel wie zum Beispiel die Pille, die Spirale, den Verhütungsring oder das Verhütungspflaster verwendet, nimmst Du die Pille zum ersten Mal am 1. Tag Deiner Regelblutung. Du wartest also bis zu diesem Tag, um mit der Einnahme zu beginnen.

Die Pille nimmst Du immer zur gleichen Uhrzeit ein, jeden Tag eine. Je nach Pillenart folgt nach ein paar Tagen der Einnahme eine Pause. Dazu gleich mehr. Es ist wichtig zu wissen, dass aus medizinischer Sicht zwischen der Kombinationspille und der Minipille unterschieden wird. Die Mikropille ist ein niedrig dosierte Kombinationspille.

Kombinationspille und Mikropille

Die Kombinationspille heißt Kombi-Pille, da sie eine Kombination aus Östrogen und Gestagen enthält. Die Mikropille ist ein Östrogen-Gestagen-Präparat mit einem Östrogenanteil unter 50 Mikrogramm. Heute kaum noch verwendet wird die ursprüngliche Kombinationspille (mit mehr als 0,05 mg Östrogen). Wenn jemand von einer Kombi-Pille spricht, ist daher meistens die Mikropille gemeint. Zusätzlich unterscheidet die Medizin zwischen der Einphasen- und der Mehrphasenpille.

Hast Du eine Einphasenpille (mit der gleichen Menge von Östrogen und Gestagen pro Dragee), nimmst Du sie 21 Tage ein. Danach folgen in der Regel 7 Tage Pause. Es existieren ebenfalls Packungen mit 22 oder 24 Tabletten, bei denen entsprechend je sechs oder vier Tage Pillenpause folgen. Zusätzlich gibt es Pillen-Packungen mit 28 Pillen, bei denen die letzten Pillen ohne Wirkstoffe sind.

Die Einnahme und Dosierung der Zweiphasen- und Dreiphasenpillen funktioniert analog zu der Einphasenpille. Diese Pillenart enthält Östrogen und Gestagen in unterschiedlichen Konzentrationen, die an den natürlichen Zyklus angelehnt sind und diesen „nachahmen“ sollen.

Grundsätzlich folgt die Mikropille also dem Schema Einnahme plus Pause je Zyklus und spielt dies in Wiederholung ab. Auf der anderen Seite ist ein Langzyklus/ Langzeitzyklus, also die Einnahme der Pille ohne Pause, mit verschiedenen Präparaten der Mikropille möglich. Die Einnahme erfolgt über je drei, sechs oder zwölf Monate, mit anschließender Einnahmepause.

Verschrieben wird diese Art der Antibabypille teils für Frauen mit Problemen während der Einnahmepause: Hormonentzugs-Kopfschmerzen, prämenstruelles Syndrom (PMS), Dysmenorrhoe (starke Regelschmerzen) oder beispielsweise Hypermenorrhoe (starke Regelblutung). Deine Frauenärztin oder Dein Frauenarzt hilft Dir bei der richtigen Wahl für Dich und Deinen Körper.

Minipille

Die Minipille besteht nur aus Gestagenen. Du findest zwei verschiedene Arten von Minipillen mit unterschiedlichem Gestagen: Levonorgestrel oder Desogestrel. Bei beiden Pillenarten nimmst Du eine Pille pro Tag zur gleichen Uhrzeit ein. Die Minipille nimmst Du im Gegensatz zur Mikropille ohne Pause durch.

Bei der Einnahme und Dosierung der Pille richtest Du Dich nach der Packungsbeilage und den Anweisungen Deiner Ärztin / Deines Arztes. Manchmal läuft jedoch nicht alles nach Plan und Fehler schleichen sich ein. Was solltest Du dann tun?

Zeitumstellung auf Reisen

Kommst Du in eine neue Zeitzone, kannst Du Deine Einnahmezeit an die neue Zeit anpassen. Nimmst Du die Pille zum Beispiel um 12 Uhr in Deutschland ein, kannst Du sie in Melbourne, Australien, stattdessen immer um 22 Uhr einnehmen. Bei Kombi-Präparaten gilt: Auch bei einer Zeitverschiebung von 12 Stunden kannst Du diese weiterhin zur gleichen Tageszeit einnehmen. Zwischen den Einnahmen sollten allerdings nicht mehr als 36 Stunden liegen. Grundsätzlich ist es besser, die Intervalle zwischen den Einnahmen zu verkürzen als zu verlängern.

Mehr Vorsicht ist geboten bei Gestagen-Präparaten mit dem Wirkstoff Levonorgestrel. Diese haben nur eine 3-Stunden-Einnahmetoleranz. Verschiebst Du die Einnahmezeit zu sehr, verringert sich der Schutz vor einer Schwangerschaft, je nachdem, an welchem Zeitpunkt im Zyklus Du Dich befindest.

Keine neue Packung gekauft

Du hast vergessen, die neue Packung zu besorgen und kannst die Pille nicht rechtzeitig am ersten Tag nach der Pause wieder nehmen? Je nach Pillenart kannst Du das innerhalb von 3 oder 12 Stunden nachholen. Ist Dir das nicht möglich, hole die Pille so schnell wie möglich nach, auch wenn Du dann zwei Pillen gleichzeitig einnimmst. Unter Umständen musst Du zusätzliche Verhütungsmethoden wie z. B. ein Kondom in Betracht ziehen.

Pille vergessen einzunehmen

Hast Du statt am Ende der Pause während der normalen Einnahmezeit eine Tablette vergessen, gilt dasselbe wie oben. Nimm die Pille so schnell wie möglich nach und sei Dir bewusst, dass der Schutz vor einer Schwangerschaft beeinträchtigt sein kann.

Pille doppelt eingenommen

Ein weiterer Fehler: Du hast aus Versehen zwei Pillen an einem Tag eingenommen. Das ist für den Schwangerschaftsschutz kein Problem. Fahre am nächsten Tag wie gewohnt vor und lasse keine Pille aus. Am Ende fehlt Dir natürlich eine Pille in der Packung. Starte die Pause einfach einen Tag früher. Wenn Du die Pause nicht verlegen möchtest, nimmst Du eine zusätzliche Pille aus einem Reserve-Blister.

Deine Frauenärztin / Dein Frauenarzt klärt Dich über die Einnahme und Dosierung Deiner Pille vor Gebrauch auf. Zusätzlich findest Du alle Infos im Beipackzettel. Grundsätzlich gilt: Die Mikropille kann bis zu 12 Stunden später eingenommen werden. Bei der Minipille mit dem Wirkstoff Levonorgestrel sind es nur 3 Stunden, bei Präparaten mit Desogestrel gibt es ein 12-Stunden-Fenster.

Hast Du dieses Zeitfenster überschritten, ist der Schutz vor einer Schwangerschaft beeinträchtigt, je nachdem zu welchem Zeitpunkt in Deinem Zyklus es passiert ist. Spermien können bis zu 5 Tage im weiblichen Körper überleben.

Pille in Woche 1 vergessen

Vergisst Du in dieser Zeit die Pille an einem Tag, verlängert sich die hormonfreie Zeit. Ein Eisprung ist möglich. Verwende in den nächsten 7 Tagen nach Einnahmefehler zusätzlich ein anderes Verhütungsmittel wie ein Kondom. Hattest Du vor dem Einnahmefehler Geschlechtsverkehr, kann eine Befruchtung stattfinden oder stattgefunden haben.

Pille in Woche 2 vergessen

Hast Du die Pille vor dem Einnahmefehler richtig eingenommen, besteht kein Grund zur zusätzlichen Verhütung. Ein Geschlechtsverkehr vor dem Einnahmefehler kann zu keiner Befruchtung führen. Das Wachstum des Follikels ist durch die 7-tägige Pilleneinnahme so weit gehemmt, dass kein Eisprung stattfinden kann.

Pille in Woche 3 vergessen

Die Pause nach dem Einnahmefehler würde die hormonfreie Zeit so verlängern, dass zu Beginn der nächsten Pillenpackung ein Eisprung möglich ist. Lass die Einnahmepause daher weg oder zähle den Einnahmefehler als Tag eins der Einnahmepause. Du beginnst die Einnahmepause also einfach früher als geplant. Falls Du beide Lösungen nicht machen möchtest, solltest Du während der Pause und 7 Tage danach zusätzlich verhüten.

Stelle Dir am besten einen Handyalarm, der Dich an die pünktliche Einnahme erinnert. Ebenfalls kannst Du die Pille zum Beispiel neben der Zahnbürste aufbewahren, um sie morgens oder abends vor dem Zähneputzen zu nehmen. Ein anderer Tipp ist, eine Reservepackung in der Handtasche, dem Rucksack oder auf der Arbeit aufzubewahren. So kannst Du eine vergessene Pille schnell nachholen.

Bist Du der Typ, der gerne mal die erste Pille nach der Pause vergisst? Informiere Dich bei Deiner Ärztin / Deinem Arzt über den Langzyklus (die Einnahme der Pille ohne Pause) bzw. Einphasenpillen mit 28 Dragees pro Packung. Die letzten sechs oder sieben Tabletten enthalten keinen Wirkstoff. Du nimmst zwar weiterhin die Pille, legst aber automatisch die vorgeschriebene Einnahmepause ein und musst Deine Routine nicht anpassen.

Die richtige Einnahme und Dosierung ist ausschlaggebend für den zuverlässigen Schutz, den die Pille bei korrekter Anwendung bietet. Lass Dich von Deiner Frauenärztin / Deinem Frauenarzt ausführlich darüber aufklären, wie Du Dein Präparat richtig einnimmst und was es zu beachten gilt. Auch die Packungsbeilage kann Dir dabei helfen, wenn Dir Einnahmefehler passieren.